Donnerstag, 23. Februar 2012

Seelsorge als Dienst?

"Mach uns würdig, Herr, unseren Mitmenschen zu dienen, die in Armut und Hunger leben und sterben." Dieses Gebet von Papst Paul VI. (+1978) beten die Mutter-Teresa-Schwestern jedes Mal nach der Messe. Und mir scheint, daran ist etwas sehr Wahres. Denn nun ist Russland nicht ein Land allergrößten Elends, aber verschiedene Formen von Armut fallen doch mehr ins Auge als in Deutschland: Perspektivlosigkeit, Gewalt in Familien, Alkoholismus, aber tatsächlich natürlich auch Angst um die nackte Existenz. Die Versuchung ist groß, sich irgendwie überlegen zu fühlen (wobei: wieso eigentlich?).

Dazu kommt noch eine andere Versuchung: Der Priester (der orthodoxe ebenso wie der katholische) wird schlicht und einfach "Vater" genannt - in einem Land, in dem es eklatant an Vätern fehlt. Darin liegt wohl eine große Chance, diese Rolle anzunehmen und Menschen zu helfen, aber auch ein eklatantes Risiko, nämlich, asymmetrische Beziehungen auszunutzen.

Deshalb, scheint mir, ist es enorm wichtig, immer wieder zu lernen, sich auch von Gott darüber belehren zu lassen, wie wertvoll Freiheit ist oder Gerechtigkeit, und dass Vollmacht in der Kirche nur etwas taugt, wenn sie von diesen Tugenden geprägt ist, und von der Barmherzigkeit, also alles in allem von Liebe.

Und schließlich: Wenn man bemerkt, wie wertvoll ein anderer Mensch ist, jeder beliebige Mensch, auch wenn es ihm noch so dreckig geht, dann spürt man, spüre ich jedenfalls in der Tat: Wir, v. a. wir Priester, sind nicht würdig, anderen zu dienen, wir können es vielleicht aber mit Gottes Hilfe jeden Tag ein bisschen mehr werden.

1 Kommentar:

  1. Die Kirche erwartet von ihren Priestern, dass sie den Glauben der Kirche vertreten und nichts sonst, denn was gerne als Bescheidenheit daherkommt, ist leider oft nur Hochmut. Mitgefühl ist nicht Mitvollzug - und ja die katholische Kirche kommt als modern daher und Pater heißt Vater ... nun warten wir ab, wie aus Worten Taten werden. Was bitte genau machen die Mutter-Teresa-Schwestern und die Jesuiten dort in Sibirien?!

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