Montag, 2. Juli 2012

Nun also Tomsk - hoffentlich für lange...

"Unsere Berufung ist es, verschiedene Gegenden zu bereisen". So hieß es bei den ersten Jesuiten. Demnach wäre ich wenigstens in dieser Hinsicht ein guter Jesuit. Letzte Woche war ich in Tscheljabinsk am Ural, um dort Freunde zu besuchen. Die Zugfahrt war, wie immer, anstrengend, aber interessant. Von Moskau bis Ufa (etwa 30 Stunden Strecke) war der Zug voll mit Soldaten, die ihren Dienst beendet hatten und zu ihren Familien zurückkehrten. Die meisten von ihnen waren Baschkiren, also Muslime. Das hatte den erfreulichen Nebeneffekt, dass sie nüchtern blieben. Aber witzig war es andererseits, dass sie nur mit Boxershorts und Badeschlappen (es war im Waggon über 30° warm), dafür aber mit militärischem Barett samt Abzeichen durch den Zug liefen. Die meisten von ihnen, scheint mir, waren im Grunde einfach noch Kinder.
In Tscheljabinsk hatte ich die Möglichkeit, mit einigen Leuten aus der Pfarrei ausführlich zu sprechen. Man sieht sich ja selten, die Entfernungen sind einfach zu groß (von Tscheljabinsk bis Novosibirsk 22 Stunden), aber man ist doch bald vertraut miteinander. Beeindruckend ist in der Pfarrei von Tscheljabinsk die Jugendarbeit, wo bei einigen dann auch die Frage nach der Berufung im Raum steht, und die Caritas, die z. B. ein Mutter-Kind-Heim betreibt oder deren Mitarbeiterinnen junge Mütter im Gefängnis besuchen, um mit ihnen in Gruppen das Mutter-Sein einzuüben.
Von Tscheljabinsk bin ich dann nach Novosibirsk gefahren und schließlich nach Tomsk. Hier helfe ich nun den Sommer über in der Pfarrei mit, und ab September werde ich ja dann studieren und in der katholischen Schule unterrichten. Darauf freue ich mich sehr. Die Stadt ist viel kleiner als Novisibirsk und viel älter. Aber dazu mehr, wenn ich sie besser kennengelernt habe...